Ein Projektbeispiel für die Planung und Gestaltung der Außenanlagen (Seniorenpark) zu einem Altenheim in Oberhausen.
1 Bestand und Hochbau
Unser Ingenieurverbund wurde 2006 von der Elly-Heuss-Knapp-Stiftung mit der Seniorenpark-Gestaltung in Oberhausen-Sterkrade beauftragt. Das dort neu gebaute Objekt besteht aus einem Komplex verschiedener Wohnformen für Senioren (Wohneinheiten und Tagespflege). Das recht große Grundstück, das durch uns zum Seniorenpark umgestaltet werden sollte, zeichnet sich durch einen schönen Altbaumbestand an Laubgehölzen und die ruhige Lage mit Anbindung an den Elpenbach aus. Der kreuzförmig angelegte, 3-geschossige Neubau ist als Flachdach mit weißer Putzfassade ausgeführt und beherbergt 99 Betten.
Die Zimmer im Erdgeschoss bieten über private Terrassen einen direkten Zugang ins Freie, außerdem sind jedem der vier Gebäudeflügel Eingänge mit Gemeinschaftsbereichen zugeordnet. Der Seniorenpark beherbergt im Südflügel eine Cafeteria mit Außensitzbereich.
2 Seniorenpark-Spezifik
Als spezifische Anforderungen an die Freianlagenplanung sind neben der Schonung des Altbaumbestandes die 100%ige Abkoppelung vom Kanalnetz durch vollständige Regenwasserversickerung auf dem Grundstück und die Integration der Feuerwehrumfahrt um das Gebäude zu nennen. Da das Pflegeheim mit einem besonderen Schwerpunkt für die Betreuung Demenzkranker ausgerichtet ist, erforderte die Gestaltung der Freianlagen im Senioren-Park die Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse und Einschränkungen demenzkranker Senioren.
Die bestehende Vorplanung des Auftraggebers sah die Nutzung der Feuerwehrumfahrt als Hauptspazierweg des Seniorenpark-Geländes vor. Die Versickerungsanlagen waren als System von mehreren, kleinen Mulden in unmittelbarer Nähe zum Gebäude zwischen Feuerwehrumfahrt und privaten Terrassen vorgesehen. Insbesondere die Anordnung der Versickerungsmulden erschien von Anfang an optimierungsfähig.
Aufgrund des bescheidenen Budgets für die großflächigen Außenanlagen trug die vorliegende Vorplanung für den Bauantrag, die dem Büro Windt als Grundlage diente, vor allem den für die Nutzung notwendigen und rechtlich vorgeschriebenen Elementen Rechnung. Aus freiraumplanerischer Sicht war der bauseits gestellte Plan daher eine eher nüchterne und standardisierte Senioren-Park-Planung.
3 Vorplanung
In der Vorentwurfsplanung zu diesem Senioren-Park war es uns wichtig, dem Auftraggeber das Potenzial einer ortsangemessenen Freiraumplanung vorzustellen. Es wurde besonderer Wert auf die Einbindung der technischen Notwendigkeiten in die charakteristischen Gegebenheiten des Grundstückes gelegt. Zu erwähnen ist, dass das gesamte umliegende Gelände im Besitz der EKH-Stiftung ist und daher der nutzbare Außenbereich frei abgesteckt werden konnte. Der beplante Außenbereich ohne Gebäude betrug letzten Endes 7.159 qm.
In beiden erarbeiteten Varianten zur Senioren-Park-Gestaltung wird die gesamte gemeinschaftlich genutzte Grundstücksfläche über Spazierwege erschlossen, die sich harmonisch an den Hauptweg (= Feuerwehrzufahrt) anschließen. Sie bilden stets einen Rundweg oder werden an das übergeordnete Wegesystem der Elly-Heuss-Knapp-Anlage angeschlossen, um den Bewohnern die Möglichkeit zu geben, lange oder kurze, bzw. schwierige oder einfach zu begehende Wege im Seniorenpark zu wählen.
Zugleich bieten sie in regelmäßigen Abständen Ruheplätze mit Sitzbänken und verschiedenen Blickbeziehungen zum Gebäude und in den Seniorenpark an.
Die Versickerungsmulden für die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung wurden vom hausnahen Bereich weg in die Parkfläche hinein verlegt. Etliche kleine „Wasserlöcher“ wurden zu zwei bis drei großen Mulden zusammengefasst. Dadurch wurde die Gefahr des Vernässens am Gebäude unterbunden und der parkähnliche Grundstückscharakter durch Bodenmodellierung und temporären Wasseranstau noch unterstützt. Für die Erdgeschossapartments kann so Platz für einen privaten Außenraum mit Terrasse und kleinem zugeordneten Grünbereich gewonnen werden, welcher durch eine freiwachsende Blütenhecke vom gemeinschaftlichen Rundumweg geschützt ist.
Die Ausgestaltung des hausnahen Sitzbereichs an der Cafeteria mit anschließendem Gartenteil zu einem Demenzgarten im engeren Sinne ist ein wesentlicher Bestandteil der Vorentwurfsplanung. Je nach Variante unterschiedlich groß, besteht der Demenzgarten am Südflügel aus einem in sich geschlossenen, eingezäunten Bereich, der über einen Rundweg erschlossen wird. Ein Verirren und Verlaufen dementer Bewohner wird dadurch vermieden. Verschiedene Attraktionspunkte entlang des Weges ermöglichen es den Senioren, aktiv oder passiv ihre Sinneswahrnehmung zu schulen. Haptisches Erleben über eine Fühltafel, Hören, Sehen, Fühlen von Wasser aus einem Quellstein, aktives Gärtnern an einem Hochbeet usw. sind hier möglich. Aufgrund der Flächengröße ist des dem Aufsichtspersonal leicht möglich, die gesamte Fläche zu überblicken.
Zugleich bietet dieses intensiv gestaltete Gärtchen ein Erinnern an ehemals eigene Hausgärten und bildet einen Puffer zur direkt benachbarten Straße und Anlieferzufahrt.
Beide Varianten beinhalten eine unterschiedliche Anordnung der Parkplätze. Während in Variante 1 alle Stellplätze entlang der Straße aufgereiht sind, befinden sich in Variante 2 einige Stellplätze entlang der Zufahrt zum Wirtschaftshof zwischen dem Süd- und Westflügel.
4 Entwurfsplanung
Die Entwurfsplanung für diesen Seniorenpark wurde weiterentwickelt auf dem Vorentwurf, der den kleineren Gartenteil an der Cafeteria vorsieht. Wesentlich war hier der Wunsch des Auftraggebers, dass es keinen eigenen Gartenteil für Demenzkranke in Form eines „ Demenzgartens“ geben sollte, sondern dass die gesamte Freianlagenfläche im Seniorenpark für demente Bewohner nutzbar sein müsse.
Für den Entwurf entwickelte das Büro Windt nun einen Zielkatalog, bei dem die Priorität auf der Nutzbarkeit der Flächen für demenzkranke und gehbehinderte Senioren gesetzt wurde. Die Feuerwehrumfahrt als Hauptweg wurde durch Nebenwege ergänzt, die als Rundweg gestaltet ein Wiederfinden des Ausgangspunktes ermöglichen.
Die Dominanz der Feuerwehrumfahrt in der Fläche wurde dadurch abgemildert, dass das gesamte Wegesystem im Seniorenheim-Park in einem durchgehenden, möglichst glatten (stolperfreien) Belag eine Einheit bildet. Die für Feuerwehrfahrzeuge notwendige Wegebreite wurde durch Ecoraster erreicht. Das ist eine Art Rasengitterstein aus Kunststoff.
Die Wege im Senioren-Park erhielten je einen eigenen Charakter durch Attraktionspunkte, die den Senioren Anregung und Aktivität ermöglichen: Als Treffpunkt für Jung und Alt und als Anziehungspunkt für Besuch mit Kindern wurde ein Spielbereich in den Seniorenheim-Park integriert. Ein gärtnerischer Bereich mit Hochbeet und Pflanztisch, ergänzt um ein Gartenhaus und Beerensträucher, weckt Erinnerungen und ermöglicht körperliche Tätigkeit. Ein Spazierweg mit Pavillon als Treffpunkt und Rückzugsmöglichkeit für körperlich weniger eingeschränkte Bewohner ergänzen den Seniorenpark. Alle Gemeinschafts-Außenterrassen im Seniorenpark erhielten zwecks Wiedererkennungswert eine unterschiedliche Ausformung. Privater Außenraum wird optisch durch niedrige Einfassungshecken abgetrennt. Um ein unbeobachtetes Entfernen aus der Anlage vor allem geistig verwirrter Bewohner zu vermeiden, musste auf Wegeanbindungen an die Nachbargrundstücke verzichtet und der gesamte Seniorenpark eingezäunt werden. Ein- und Ausfahrtbereiche wurden so gestaltet, dass sie möglichst unauffällig und andersartig als die Spazierwege erscheinen.
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Inhaber
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